Flandern

Oostende ist für belgische Verhältnisse eine Metropole. Nicht nur Partyanimals lassen es hier ordentlich krachen; Preisbereitschaft vorausgesetzt, kann man hier auch hervorragend essen. Zum Surfen hat man drei Optionen: im Zentrum vor dem "Outside Surfclub" trifft sich die Kiteszene, wegen der Buhnen nicht ganz ungefährlich. Etwas weiter südlich wurde der Einstieg vor der Holzpromende nach einer von Studenten montierten "Webcam" benannt. Da die Stadtautobahn hier quasi direkt am Strand entlang führt, wird dieser Spot gerne für Feierabend-Sessions angesteuert, aber Vorsicht beim Parken - Ticketgefahr! Der dritte Einstieg "Roze Villa" liegt etwas außerhalb und funktioniert sogar mit sideoff-Bedingungen, denn westlich von Mariakerke kommt SSW frei über’s Land.

Der Ort liegt zwar noch auf holländischem Gebiet, gesurft wird jedoch mit fließendem Übergang zum belgischen Knokke. Populärster Einstieg ist vor dem Pavillon "de Zeemeeuw". An dem langen Sandstrand laufen schöne Wellen bei SW bis W. Bei NW können sie auch richtig groß werden, der Wind kommt dann allerdings auflandig. Je weiter Richtung Belgien, desto weniger Holzbuhnen sind im Wasser.

Eigentlich ist der breite Sandstrand südlich von Westkapelle gar nicht hässlich. Trotzdem wird hier nur selten gesurft. Irgendwie muss es an der Atmosphäre liegen. Das Dorf liegt geduckt hinter dem hohen Deich, auf dem ein rostiger Panzer und ein Radarturm Wache halten. Draußen in der Fahrrinne der Westerschelde ziehen Fähren von Vlissingen Richtung England und Frachtschiffe nach Antwerpen vorbei. In Rotterdam ist das cool, aber zu Zeeland passt es irgendwie nicht.

Der soulige Spot in den Dünen gehört neben Oostende zu dem Besten, was Belgien zu bieten hat. Inzwischen hält hier sogar die European Freestyle Pro Tour Events ab. Doch nur zum Freestylen ist der Spot viel zu schade, denn bei Hack überzeugt Bredene auch durch große und schöne Wellen. SW ist perfekt sideshore, die Gegenrichtung NO funktioniert hier ebenfalls sehr sauber. Der Spot an dem ersten von 6 Strandabschnitten ist nicht ganz leicht zu finden: von de Haan kommend zweigt ein kleiner beschrankter Weg von der Hauptstraße ab. Man folgt dem engen Dünenweg bis zum Twins Surfclub (schönes Clubhaus mit toller Atmosphäre und gutem Essen). Nah am Rand parken, bevor man sein Material über die Dünen trägt! In der Nebensaison wird hier sogar die Übernachtung im Auto geduldet.

"Kleine Wellen - große Partys" ist das Motto der Locals von De Panne; die Beachpartys des hiesigen Sideshore Surfclubs sind berühmt-berüchtigt. Ansonsten kommen auf den bei Ebbe endlos breiten Sandstränden im Belgisch-Französischen Grenzgebiet vor allem Strandbuggyfahrer und Speedsailer auf ihre Kosten. Um der touristischen Atmosphäre des Ortes zu entgehen, müsste man sein Material weit ins Naturschutzgebiet tragen, in der Zeit wär man mit dem Auto schon fast in Wissant.

Das Strandbild ist ähnlich wie im Zentrum von Knokke-Heist, so dass die großen Häuserfronten ungetrübten Surfspaß nur bei exakter Best-Windrichtung und Niedrigwasser zulassen. Die besten Wellen laufen bei Niedrigwasser. Kiter launchen rechts vom unübersehbaren Pier, an dem sich auch die Wellenreiter treffen. Windsurfer starten weiter in Luv. In Ufernähe bremsen eine kleine Mole und Wellenbrecher die Strömung, draußen aber liegt sie auf sattem Nordsee-Niveau. Für Freunde des Après-Surf: Blankenberge gilt als Ballermann Belgiens.

Zeebrugge befindet sich auf der anderen Seite des Hafens, aber dank weniger Bebauung hellt sich die Atmosphäre hier sichtlich auf. Der beste Einstieg befindet sich knapp 1 km westlich der Hafenmole am Ende der Strandpromenade. Bei W bis SW entladen sich hier kräftige Wellen, aber eher Bump & Jump als cleanes Waveriding. Hinzu kommt deutlich stärkere Strömung, als an den Lee-Spots, besonders bei Flut. Parkplätze gibt es genug, doch ein gutes Stück Fußmarsch bleibt.Bei NO geht man in Zeebrugge leer aus, denn die Mole ist so lang, daß die Wellen nicht mehr reindrehen. Von der Terrasse des Icarus-Surfclub hat man einen schönen Blick auf den Spot.

Eine detaillierte Anfahrtsbeschreibung kann man sich auf der Website des EPZ-Kernkraftwerkes herunterladen, denn der Spot liegt genau vor dessen Kühlwasserauslass. Die Locals stört offenbar weder das industrielle Ambiente noch die choppy Bedingungen.

Noch sauberer als am Surfers Paradise laufen die Wellen in Duinbergen vor dem Royal Belgian Sailing Club, da hier das Nordsee-Chaos von den in Luv gelegenen Hafenmolen etwas sortiert wird. Wenn der Wind stark genug bläst, ist bei WSW echtes Down-the-Line-Surfing möglich. Solange der Wind moderat weht, findet man zwischen den im Abstand von 400m ins Meer ragenden Wellenbrechern auch einsteigertaugliche Flachwasser-Areale.

Midedelkerke ist der einzige Ort in Belgien, der offiziell verlauten lässt, sich nicht um die gesetzlichen Befahrensvorschriften zu scheren. Der Spot wird von der Szene trotzdem nicht angenommen, denn die Wellen sind mäßig, die Strandpromenade für Autos gesperrt und die Atmosphäre des Ortes insgesamt zu touristisch.

Very Easy access, and the small depth give you the opportunity to stand over several hundreds of meters in sea.