Nord-Pas-de-Calais

Oostende ist für belgische Verhältnisse eine Metropole. Nicht nur Partyanimals lassen es hier ordentlich krachen; Preisbereitschaft vorausgesetzt, kann man hier auch hervorragend essen. Zum Surfen hat man drei Optionen: im Zentrum vor dem "Outside Surfclub" trifft sich die Kiteszene, wegen der Buhnen nicht ganz ungefährlich. Etwas weiter südlich wurde der Einstieg vor der Holzpromende nach einer von Studenten montierten "Webcam" benannt. Da die Stadtautobahn hier quasi direkt am Strand entlang führt, wird dieser Spot gerne für Feierabend-Sessions angesteuert, aber Vorsicht beim Parken - Ticketgefahr! Der dritte Einstieg "Roze Villa" liegt etwas außerhalb und funktioniert sogar mit sideoff-Bedingungen, denn westlich von Mariakerke kommt SSW frei über’s Land.

Die Wellen werden in Wimereux höher als in Wissant, haben aber nicht so viel Power. S ist perfekt für Wellenritte, SW besser zum Springen. Von NW bis NO kann man auch Freeriden. Nachteil des Spots: bei Flut brechen die Wellen auf die Mole der Strandpromenade. Kiten ist dann unmöglich und Windsurfen nicht ratsam. Der Spot ist ziemlich crowded, auch viele Wellenreiter.

Ähnlich wie in Knokke sind auch in De Haan überall Spuren der Belle Epoche sichtbar. Bei der Moderne hat man hier dann später nicht ganz so geklotzt, was der Atmosphäre des Ortes heute zugute kommt. Trotzdem sind Surfer wegen der Strandbebauung auf Bestwind angewiesen, um konstante Bedingungen zu erwischen. An guten Tagen sind logo-hohe Sessions möglich; ohne Buhnen, dafür aber mit starker Strömung besonders bei Flut. Da man den Wagen im Ort lassen muss, ist der Anmarsch etwas umständlich.

Der soulige Spot in den Dünen gehört neben Oostende zu dem Besten, was Belgien zu bieten hat. Inzwischen hält hier sogar die European Freestyle Pro Tour Events ab. Doch nur zum Freestylen ist der Spot viel zu schade, denn bei Hack überzeugt Bredene auch durch große und schöne Wellen. SW ist perfekt sideshore, die Gegenrichtung NO funktioniert hier ebenfalls sehr sauber. Der Spot an dem ersten von 6 Strandabschnitten ist nicht ganz leicht zu finden: von de Haan kommend zweigt ein kleiner beschrankter Weg von der Hauptstraße ab. Man folgt dem engen Dünenweg bis zum Twins Surfclub (schönes Clubhaus mit toller Atmosphäre und gutem Essen). Nah am Rand parken, bevor man sein Material über die Dünen trägt! In der Nebensaison wird hier sogar die Übernachtung im Auto geduldet.

Wer's noch naturnäher und weitläufiger mag, findet hier die gleichen Bedingungen wie in Gravelines. Der Strand ist allerdings mit bis zu 2km noch breiter. Wasser in Parkplatznähe gibt's nur bei Flut und Tidenkoeffizienten >80.

"Kleine Wellen - große Partys" ist das Motto der Locals von De Panne; die Beachpartys des hiesigen Sideshore Surfclubs sind berühmt-berüchtigt. Ansonsten kommen auf den bei Ebbe endlos breiten Sandstränden im Belgisch-Französischen Grenzgebiet vor allem Strandbuggyfahrer und Speedsailer auf ihre Kosten. Um der touristischen Atmosphäre des Ortes zu entgehen, müsste man sein Material weit ins Naturschutzgebiet tragen, in der Zeit wär man mit dem Auto schon fast in Wissant.

La Petite Mer, wie die Locals den Spot nennen, ist ein 1 km² großer Strandabschnitt, der bei Flut für 4-6 h zum Stehrevier wird. Selbst wenn draußen Wind und Dünung toben bleibt es hier flach und glatt. Windsurfer nutzen den Zugang beim Leuchtturm, Kiter wassern vor den Dünen bei La Stèle; wer's nicht weiß, wird das größte Atomkraftwerk Europas dahinter kaum bemerken. Bei NO wechselt man vom Plage Petit Fort auf die andere Seite der Flussmündung nach Grand Fort-Philippe.

Der lange Nordstrand von Cayeux gilt bei Flut ± 2h als gutes Kite-Einsteigerrevier. Bei NO und ablaufendem Wasser ist die Strömung jedoch nicht zu unterschätzen. Am NO-Zipfel, Pointe du Hourdel, liegt ein gemäßigter Wave-Spot. Bei Flut brechen die Wellen an diversen Sandbänken.

Auch am Ortsausgang von Ambleteuse brechen kräftige und recht anspruchsvolle Wellen, die nur gelegentlich von ein paar Locals gesurft werden. Die besten Wellen brechen bei Flut direkt an dem alten Fort Mahon, rechts über Felsen, links über Sand. Bei Ebbe zieht sich das Wasser weit zurück; dann nutzen die Fischer die hiesige Slipanlage und plötzlich versteht man, warum in jedem zweiten Garten der Gegend ein rostiger Trecker steht.

Das Strandbild ist ähnlich wie im Zentrum von Knokke-Heist, so dass die großen Häuserfronten ungetrübten Surfspaß nur bei exakter Best-Windrichtung und Niedrigwasser zulassen. Die besten Wellen laufen bei Niedrigwasser. Kiter launchen rechts vom unübersehbaren Pier, an dem sich auch die Wellenreiter treffen. Windsurfer starten weiter in Luv. In Ufernähe bremsen eine kleine Mole und Wellenbrecher die Strömung, draußen aber liegt sie auf sattem Nordsee-Niveau. Für Freunde des Après-Surf: Blankenberge gilt als Ballermann Belgiens.

W-NW weht hier stärker als am Strand von Touquet, SW ist dagegen etwas böig. Das glatte und flache Wasser ist perfekt für Anfänger, allerdings nur 4 Std. bei Flut und im Sommer recht voll. Auch bei ablandigem Wind kann noch gekitet werden, da sich zum Meer eine lange Sandzunge gebildet hat. Segelcenter und WoMo-Stellplatz am Spot.

Ohne Unterbrechung geht der Strand über nach Stella-Plage, daher gibt's fast dieselben Bedingungen wie in Le Touquet. Der Strand fällt jedoch steiler ab und erzeugt etwas kräftigere Wellen bei SW. Deutlich weniger Leute am und im Wasser!

Der kleine See 2km landeinwärts wird als Gegenstück zum Spot "Outside" von den Locals auch einfach "Inside" genannt. Windsurfer finden hier ein stehtiefes Anfängerrevier, oder einen Ausweichspot, wenn es auf offener See bei Überhack unfahrbar wird.

Whitstable bietet ein breites Spektrum, von Flachwasser bei low Tide bis zu kleinen Wellen von mid bis high. Windsurfer starten zwischen den Buhnen links vom Hafen, Kiter am Strand östlich davon. Bei Flut entsteht für 2-3 Stunden ein stehtiefer Streifen parallel zum Strand, genannt ’The Street’; dort kann man auf Speedjagd gehen, aber auch Anfänger fühlen sich hier wohl, denn eine Sandbank macht Abtreiben auf’s offene Meer unmöglich. Eine Alternative ist Tankerton Point, 2,5 km östlich, am Ende des von bunten Strandhäuschen gesäumten Ufers. Zwar muss man sein Material dort von der Plough Lane aus 300m weit tragen, wird dafür aber mit großzügigen Grasflächen zum Aufbauen belohnt.

Der Kap-Effekt beschert Sangatte häufig noch mehr SW als dem bekannten Nachbarn am Cap Blanc-Nez. Weitere Vorzüge: der Wind bläst konstanter, kaum Strömung (ausser bei Flut im Brandungsbereich!) und weniger Gedränge auf dem Wasser. Dafür sind die Wellen kleiner und werden nur bei Flut gut - dann ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, denn die unzähligen Holzpfahl-Reihen im Uferbereich schränken den Spielraum erheblich ein! Drei Einstiege stehen zur Wahl: Le Radar, nahe der Radarstation (mit Womo-tauglichem Parkplatz), La Boulangerie mitten im Dorf (hier gibt's die grössten Wellen, dafür ist Parken nur entlang der Bürgersteige möglich) und La Descenderie am Ortsausgang. Dort ist Parken noch schwieriger: die einzige Alternative zum Trottoir ist der nahe gelegene Friedhof-Parkplatz.

Bei starkem NW ist Heist Belgiens Place to be, denn hier bauen sich große Wellen über einer weit ins Meer ragenden Sandbank auf. Vor allem aber gibt es direkt unterhalb der Hafenmole keine Buhnen und das macht den auflandigen Wind überhaupt nutzbar. Wenn es nicht so stark ballert, findet man in der Abdeckung der Hafenmole besonders glattes Wasser für Freestyle und Manövertraining. Nach der Session geht im Clubhaus des VVW die Post ab.

Top-Wave-Spot bei Südwind. Der Beachbreak läuft schön geordnet, hat viel Power und zudem ist man meist alleine auf den Wellen. Das wilde Dekor mit den Klippen im Norden rundet das Abenteuer ab.

Noch sauberer als am Surfers Paradise laufen die Wellen in Duinbergen vor dem Royal Belgian Sailing Club, da hier das Nordsee-Chaos von den in Luv gelegenen Hafenmolen etwas sortiert wird. Wenn der Wind stark genug bläst, ist bei WSW echtes Down-the-Line-Surfing möglich. Solange der Wind moderat weht, findet man zwischen den im Abstand von 400m ins Meer ragenden Wellenbrechern auch einsteigertaugliche Flachwasser-Areale.

In Leffrinckoucke, am Nordende des Euro-Plages, haben sich die Kiter installiert. Bei NW oder NO laufen Wellen, sonst eher Freeride. Auch bei W bleibt's hier meist flach, da der Hafen von Dunkerque für Abdeckung sorgt. Bei Ebbe läuft man gut 800 Meter bis zum Wasser.

Westende gilt als einer der besten Wellenreitspots Belgiens, aber bei SW-W oder NO rippen hier auch Windsurfer. Im Gegensatz zu den meisten anderen Spots gibt's auch bei Niedrigwasser noch gute Wellen. Starke Strömung bei Flut und, in Belgien eine Ausnahme, kostenfreie Parkplätze. Schöne Lage in den Dünen.

Die Badeorte Hardelot und Sainte-Cécile sind, wie auch Le Touquet und Berck, besonders bei Pariser Wochenendurlaubern beliebt. Zum Surfen sind sie nur bedingt zu empfehlen und wenig frequentiert. SW kommt in Hardelot sideonshore, die Wellen werden schnell groß und ruppig. Am Strand von Sainte Cécile sind die Bedingungen so gut wie identisch.

Minnis ist dank breitem Sandstrand und stehtiefem Wasser ein beliebter Kite- und Freestylespot, auch für Anfänger bestens geeignet. Hier gibt’s allenfalls kleinen Chop, ansonsten ist lediglich auf die Muschelbänke zu achten und bei Flut auf die Beton-Wellenbrecher. Auch bleibt dann nicht mehr viel Strand übrig. SW ist fahrbar, aber böig; richtig gut ist NW. Viele Badegäste im Sommer.

Von hier bis nach Le Havre erstreckt sich die imposante Steilküste der Normandie, deren Strände bei Flut aus Kiesel und bei Ebbe aus Sand bestehen. Bei starkem SW ein tauglicher Wave-Spot. Bei Hochwasser sind Shorebreak und Strömung am stärksten – beste Bedingungen bei ablaufendem Wasser. Ganzjähriges Kiteverbot.

Ganz ohne Infrastruktur ist St. Andre das Gegenteil von dem quirligen Clubtreiben in Oostduinkerke. Hier ist man in den Dünen meist unter sich. Erstaunlich, denn über der Sandbank brechen sehr schöne Wellen, am besten auch hier kurz nach der Flut mit ablaufendem Wasser.

Ein abgeschiedener Spot für SO bei auflaufendem Wasser (2h vor Flut). Kommt Swell dazu, kann es perfekt werden. Bei ablaufendem Wasser verdirbt die Strömung das Vergnügen.