Noord Holland

Hier rollen bei SW so schöne Wellen um die 400m lange Hafenmole, dass der Spot auch unter Wellenreitern erste Wahl ist. Am fettesten wird es bei SW, etwas sauberer sideoff bei S, dann allerdings braucht es noch mehr Wind, um sich ordentlich aufzuschaukeln. Hinzu kommt, dass der Spot stark gezeitenabhängig ist, die Wellen können hier mit der Flut extrem zulegen. Also nicht zu früh nach Hause fahren; rund um Amsterdam hast Du sowieso Stau. Mal von der Wasserfarbe abgesehen, fühlst Du hier an guten Tagen einen Hauch von Diamond Head. Auch die Beachbars am Strand vermitteln Aloha-Feeling. Welch ein Kontrast zum benachbarten Industriehafen und der Kulisse des Stahlwerks oben auf den Dünen. Der Parkplatz hinter den Dünen ist kostenlos, aber bis zum Strand ist es elendig weit und - die Nähe zu Amsterdam lässt grüßen - das wissen leider auch die Langfinger. Zwischen Pier und Dorf liegen noch zwei weitere Einstiege mit Parkplätzen in den Dünen.

Hollands Antwort auf den River Gorge! Zweimal am Tag, wenn die Gezeiten das Wattenmeer füllen und leeren, passieren unglaubliche Wassermassen die Engstelle zwischen Texel und dem Festland. Wenn bei Ebbe die Strömung in Richtung Nordsee zieht und ein westlicher Wind dagegen steht, kannst Du hier permanent raumschot heizen, ohne Höhe zu verlieren. Zusätzlich bilden sich bei dieser Konstellation besonders steile Rampen für fette Sprünge. Aber auch feinste Speedpisten sind hier zu finden, wenn man mit einem langen Schlag zu der kleinen Insel "Razende Bol" rüberfährt, eigentlich eher eine große Sandbank. Wellen schirmt Sie perfekt ab, den Wind jedoch lässt sie ungehindert durch. Aber Vorsicht: in Marsdiep darfst Du selbst bei mäßigem Wind nie alleine rausgehen, denn die Strömung ist so stark, dass Du bei Materialbruch oder Verletzung ohne Hilfe keine Chance hast! Dazu reger Schiffsverkehr und bei Flut knapp unter Wasser liegende Wellenbrecher - der Spot hat's wirklich in sich!

Der Spot ist besonders wegen seiner weiten Dünenlandschaft und freundlichen Atmosphäre beliebt. Er kann aber auch seine Zähne zeigen, denn ab Windstärke 7 geht hier die Post ab und das kommt hier oben gar nicht selten vor. Auch Big-Days sind möglich. Dann können die Steinbuhnen gefährlich werden, die alle 250 m üblicherweise kein Problem darstellen. Der einzige Nachteil ist der etwas weite Weg von den Parkplätzen am Dorfende bis zum Strand, dafür sind sie kostenfrei.

Auf dem Süßwassersee südöstlich von Den Helder fühlen sich Freestyler und Slalompiloten wohl. Er bietet sich aber auch als Ausweichrevier bei Sturm an, wenn auf der Nordsee nichts mehr geht, denn hinter den flachen Deichen wird es allenfalls kabbelig. Grundsätzlich sind alle Windrichtungen fahrbar, am besten sind W-NW und S-SO. Windsurfer starten nördlich vom Camping Lutjestrand, Kiter launchen südlich davon.

Südwind erreicht diesen Spot in etwas abgeschwächter Form, was bei Extrembedingungen von Vorteil sein kann. Typisch für diesen Küstenabschnitt, entsteht auch hier eine starke Strömung, die in Petten ebenfalls von Wellenbrechern unterbrochen wird. Das Dorf wird umrahmt von einer schönen Dünenlandschaft mit eingelagerten Süßwasserseen. Aber auch Industrieansiedlungen sind nicht weit. Die Qualität der Wellen in Petten zieht auch Wellenreiter hierher.

Am südlichen Ende des asphaltgestärkten Deiches, dem "Hondsbosche Zeewiering" liegen die breitesten und höchsten Dünen Hollands. Davor befinden sich allerdings Steinbuhnen im Wasser. Bei schräg auflandigem Südwestwind unbedingt Höhe halten, damit man nicht am Deich anlanden muss. Ansonsten kann man hier einfach die endlose Landschaft aus Sand genießen.

In Huisduinen ist die Strömung zwar nicht mehr ganz so extrem wie in den Helder, aber immer noch heftig genug, um bei passender Windrichtung permanent raumschot unterwegs zu sein. Auch laufen die Wellen in Ufernähe etwas sauberer als in Marsdiep. Der Windsurfspot ist am alten Leuchturm (Torentje), zum Kiten steigt man 400m weiter südlich am Ende des geteerten Deiches ein. Interessant ist auch die vorgelagerte Sandbank Noorderhaaks. Bei Ebbe und WSW-Wind laufen auf der Leeseite saubere Wellen schräg auf das Ufer zu. Nur etwa 1-1,5m groß, aber bis zu 100m lang. Bei 5-6 Bft. im Sommer ein Traum.

Groote Keten wird immer populärer, da hier die Buhnen nicht ganz so eng stehen. Auch ist der Strand sehr breit. Sideshore ist offensichtlich die beste Wahl, aber die Locals fahren hier auch bei auflandigem Wind die Küste entlang Richtung Julianedorp und zurück. Im Sommer die Lifeguards vor dem Start fragen, ob und wo es ok ist zu launchen!

Nordwijkerhout liegt nur wenige Kilometer nördlich vom bekannteren Noordwijk aan Zee und die Bedingungen sind daher sehr ähnlich. Zahlreiche Sandbänke erzeugen einen abwechslungsreichen Beachbreak, der bei Sideshore-Winden am meisten Freude macht. Dazu gibt’s kräftige Gezeitenströmungen. Der lange Anmarsch vom Dünenparkplatz sorgt dafür, dass man hier auf dem Wasser meist unter sich bleibt. Aber der Spot ist ein beliebtes Ziel für Downwinder von Noordwijk, nicht zuletzt da der Parkplatz nichts kostet.

Bei östlichen Winden, wenn es an der Nordsee ablandig weht, kann man auf’s Uitgeestermeer, den südlichen Teil des Alkmaardermeers, ausweichen. Den schönen Binnensee muss man sich allerdings mit Wasserskifahrern und Kanuwanderern teilen und am Ufer gibt’s teilweise Bäume. Kiten ist tabu, aber zum Windsurfen ist alles im grünen Bereich.

Der Insiderspot der Locals liegt nur gut 1km südlich von Groote Keten. Die Bedingungen sind im Grunde dieselben, nur, dass hier noch ein paar Sandbänke mehr liegen und daher das Waveriding einen Tick besser ist. Abgelegener und cooler Soulspot.