Zuid Holland

Der 6,5 km lange Brouwersdam verbindet Goeree mit Schouwen-Duiveland und trennt zugleich die Nordsee von dem Binnengewässer Grevelingenmeer. Hier treffen sich seit jeher Wind- und Kitesurfer, um ihren Sport zu leben und die Popularität des Spots ist bis heute ungebrochen. Neben der Action auf dem Wasser geht es hier auch um Surferlatein und ein verdientes Bierchen am Abend oder das BBQ unter Gleichgesinnten. Der befahrbare Deich mit seinen weitläufigen Dünen und Stränden bietet ein einzigartiges Ambiente und vermittelt seiner Fangemeinde mit jedem Wochenendausflug ein kleines Urlaubsgefühl. Obendrein wird dieses Fleckchen nachweislich mit mehr Sonne verwöhnt als das restliche Holland. Die Bedingungen bewegen sich meistens auf Freeride-Niveau; je auflandiger und stärker der Wind, desto kabbeliger wird es. Lediglich bei stürmischem W bis NW und Flut schwappt etwas Dünung über den 5 km vorgelagerten Sandbankgürtel. Drei Einstiege stehen zur Wahl: der Hauptspot liegt etwa auf der Mitte des Dammes, hier ist auch die Kitezone (vom südlichen Strandanfang bis zum Strandpavillion "De Kous", markiert durch gelbe Bojen). Am südlichen Ende laufen bei Flut sogar gelegentlich gute Wellen. Der zweite Spot liegt am nördlichen Ende des Hauptstrandes; dort, wo man direkt am Wasser parken kann. Hier ist jedoch nur Windsurfen erlaubt! Ein Dritter Spot liegt am nördlichen Ende des Deiches. Hinter der von einem Steinwall umgebenen Boots-Slipanlage erstreckt sich ein von hohen Dünen gesäumter Strand, der bei allen Windrichtungen ein sandiges Ufer im Rücken bietet. Obwohl offiziell nicht erlaubt, wird Kiten hier bislang geduldet.

Die Bucht vor dem Slufter ist fast noch die gleiche wie früher, nur dass die dritte Treppe zum Strand weggefallen ist. Die weitenteils stehtiefe Bucht ist bei allen Tiden fahrbar, bei Ebbe muss man allerdings schon recht weit rausgehen, um an's Wasser zu kommen. Mit auflaufendem Wasser füllen sich in Ufernähe zwei riesige Lagunen, perfekte Playgrounds für Kite-Freestyler und -Anfänger. Für Windsurfer reicht die Wassertiefe nur bei Flut; gelegentlich sieht man sie hier bei Überhack aus westlichen Richtungen Schutz suchen.

Hier rollen bei SW so schöne Wellen um die 400m lange Hafenmole, dass der Spot auch unter Wellenreitern erste Wahl ist. Am fettesten wird es bei SW, etwas sauberer sideoff bei S, dann allerdings braucht es noch mehr Wind, um sich ordentlich aufzuschaukeln. Hinzu kommt, dass der Spot stark gezeitenabhängig ist, die Wellen können hier mit der Flut extrem zulegen. Also nicht zu früh nach Hause fahren; rund um Amsterdam hast Du sowieso Stau. Mal von der Wasserfarbe abgesehen, fühlst Du hier an guten Tagen einen Hauch von Diamond Head. Auch die Beachbars am Strand vermitteln Aloha-Feeling. Welch ein Kontrast zum benachbarten Industriehafen und der Kulisse des Stahlwerks oben auf den Dünen. Der Parkplatz hinter den Dünen ist kostenlos, aber bis zum Strand ist es elendig weit und - die Nähe zu Amsterdam lässt grüßen - das wissen leider auch die Langfinger. Zwischen Pier und Dorf liegen noch zwei weitere Einstiege mit Parkplätzen in den Dünen.

Scheveningen gehört neben Wijk zu den bekanntesten Spots in Holland. Hier finden sogar World-Cup-Veranstaltungen statt; und das zu Recht, denn bei SW laufen hier die Wellen gut sortiert um die 500m lange Hafenmole. Die ganz großen Tage sind zwar seltener, aber Scheveningen steht für saubere Wellen, die in Strandnähe schön steil werden und druckvoll brechen. Das gefällt auch zahlreichen Wellenreitern, die hier ein fester Bestandteil der Szene sind. Um unnötige Diskussionen zu vermeiden, wurde den Wellenreitern der Abschnitt zwischen Pier und erster Buhne zugesprochen. Scheveningen ist der Stadtstrand von Den Haag und die Infrastruktur ist entsprechend engmaschig. Hier gibt’s nicht nur ein Strandcafé, die ganze Promenade ist ein einziges Strandbuden-Disneyland. Auch Parken ist hier kommerziell, und wer nicht mit Glück einen der kostenfreien Parkplätze auf der schrägen Straße unterhalb des Leuchtturms ergattern kann, sollte besser die Parkscheinautomaten füttern. Es wird regelmäßig kontrolliert und die gelbe Parkkralle ist im Einsatz. Nach der Session lohnt sich der kurze Weg in den Hafen zu einer der hervorragenden Fischbuden. Der Spot an der Mole wird zuweilen mächtig voll, ein Ausweichspot bei SW ist nördlich vom Pier oder bei NO in Duindorp südlich der Hafenmolen mit superschönen Wellen.

Die zusammen mit der Trabantenstadt IJburg kürzlich dem IJmeer abgerungene, künstliche Sandbank ist ein neuer Amsterdamer City-Spot für Windsurfer. Das entspannte Freeride- und Slalom-Revier funktioniert bei allen Windrichtungen aus der nördlichen Kompasshälfte und ermöglicht lange Schläge raus auf das bis zum Horizont reichende Binnenmeer. Bumpy wird es nur bei stärkerem Wind aus N oder NO. Ein (Wind-)Surfcenter hat seine Station direkt am Spot und die Straßenbahn aus dem Zentrum hält praktischerweise 500 m vom Strand entfernt. Im Sommer gibt's allerdings auch reichlich Badegäste und je nach Windrichtung Seegras.

Der beim Ausbau des Europoort entstandene Salzwassersee bietet Freestylern und Freeridern ein gefahrloses Kontrastprogramm zum Wellenspot. Man kann direkt am Wasser parken und findet in Ufernähe zunächst stehtiefe Becken, die von kleinen Steinmolen eingefasst sind. Hier können Anfänger stressfrei die ersten Schritte wagen, während Fortgeschrittene hinter der Steinmole im tieferen Wasser abheizen können. Die längsten Schläge kann man bei südwestlichen Winden machen, aber auch andere Richtungen bieten genügend Raum. Inzwischen darf hier auch gekitet werden, Hauptsache, alle halten sich von der Tauchzone fern. Sehr nützlich: Surfshop und Restaurant direkt vor Ort.

Bei N bis NW ist Ijmuiden auf der anderen Seite der Mole angesagt. Hält sich ein NW-Sturm länger als einen Tag, wächst der Swell dank längstem Fetch der Nordsee bis auf XL-Format. Dennoch gilt, wie auch drüben in Wijk: wenn es nicht gerade mit 7 Bft. und mehr ballert, bleibt kurz unterhalb der Hafenmole das Wasser meist glatt und auch die sonst starke Strömung moderat, was auch Wellenaufsteigern eine Chance lässt. Dort ist auch die Wassersportzone, südlich vor den Strandhäusern ist im Sommer Badezone! Ijmuiden ist von den Strandcafés bis zum Bezahl-Parkplatz etwas kommerzieller als Wijk, dafür gibt’s Duschen am Spot und auch einen Campingplatz in Strandnähe.

Westlich von Ouddorp, an dem weithin sichtbaren Leuchtturm aus rotem Backstein, befindet sich ein Doppelspot. Vor dem Strand füllt sich mit der Flut eine weitenteils stehtiefe Lagune, die vor allem mit dem Kite ein interessanter Spielplatz sein kann. 1,5 km weiter draußen, über dem Sandbankgürtel, der sich von Renesse bis hierher erstreckt, wird aus dem Spiel plötzlich Ernst. Bei SSW-S sind großartige Wellenritte möglich, vor allem bei ablaufendem Wasser. Dann ist jedoch auch die ablandige Strömung enorm, denn hier muss ein Großteil des Wassers aus der Bucht vor dem Brouwersdam durch. Da der Spot so weit vom Strand entfernt ist, nie alleine rausgehen! Die Sandbank selber ist übrigens Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden; gelegentlich patroulliert tatsächlich ein Boot und verteilt Tickets.

Kijkduin hat sich zu einem Top-Spot gemausert. Grund ist der Zandmotor, eine Art überdimensionale Sandkippe, wo sie zum Küstenschutz Sand aus dem Meer in Küstennähe aufschütten. Dadurch entstand ein Doppelspot mit einem Speedstrip in Lee der Aufschüttung und am Point brechen derweil Klasse-Wellen. Einziges Manko: die Lage der Sandbänke verändert sich ständig, lass Dich überraschen!

Auf der anderen Seite des Brouwersdam am Grevelingenmeer liegt ein nicht weniger beliebtes Revier. Noch bevor der Deich Ende der 60er Jahre gebaut wurde, gab es an dieser Stelle eine große Sandbank, die Kabbelaarsbank. Während der Bauarbeiten schüttete man hier zusätzlich Aushub auf und schuf so die Ufer, an denen heute Freerider und Freestyler bei nahezu jeder Windrichtung perfekte Flachwasserbedingungen vorfinden. Auch Anfänger fühlen sich hier wohl, denn es gibt ausgewiesene Steh- und Schulungsbereiche. Lediglich vereinzelte Muschelbänke haben im stehtiefen Wasser schon für Schnittwunden gesorgt, Surfschuhe machen hier also das ganze Jahr über Sinn. Rund um die Bucht kann man direkt am Wasser auf den grasbewachsenen Ufern parken und hat so Familie und Freunde stets im Blick. Auch die Infrastruktur lässt kaum Wünsche offen: Duschen Toiletten, Restaurant und Surfshop, alles zu Fuß erreichbar. Dass so viel Komfort nur gegen Parkticket zu haben ist, kann man verstehen. Und dass hier keine Kites erlaubt sind, leuchtet spätestens nach dem ersten warmen Wochenende ebenfalls ein.

Als am Heckje gebaggert wurde, sind einige an den Groenedijk ausgewichen - und stellten fest, dass die Wellen hier besonders sauber laufen. Dazu gibt's einen Strandpavillon und hinterm Deich einen riesigen Parkplatz. Der ist allerdings für Autoaufbrüche besonders berüchtigt.

Ohne Parkgebühr kommt man am nördlichen Ende vom Brouwersdam an’s Grevelingenmeer. Der Spot ist vor allem für Wind aus der östlichen Kompasshälfte zu empfehlen. Wie am Surfcentrum, kann man hier aber auch bei Sturm aus westlichen Richtungen die Abdeckung hinter dem Deich suchen, dann wird’s allerdings sehr böig. Für Anfänger gibt’s auch hier einen stehtiefen Bereich.

Im Ostteil des Haringvliet nutzen eine Handvoll Locals die kurzen Wege gelegentlich für eine Feierabend-Session. Numansdorp bietet dabei auch Windsurf-Anfängern gute Möglichkeiten, denn die Abdeckung sorgt auf den ersten Metern für besonders glattes Wasser. Geparkt werden kann auf dem Deich mit Blick auf den Spot.

Katwijk reiht sich unauffällig in die Charakteristik der umliegenden Spots ein. Auch hier bestimmen Sandstrand, mit dem Wind anwachsender Beachbreak und Gezeitenströmungen das Bild. Seinerzeit wurde der Spot durch die Custom-Schmiede Wave Warriors bekannt, heute hat Mystic hier sein Headquarter. Der Südstrand hat mehr Infrastruktur, nördlich des Kanals im Naturschutzgebiet Nordduinen vor dem gleichnamigen Campingplatz ist es ruhiger. Nur direkt vor dem Abwasserkanal ist es weniger zu empfehlen.

Wäre der Spot nach seinen Wellen getauft worden, hätte man gleich die ganze Küste so nennen müssen, denn die Bedingungen in Monster unterscheiden sich nur wenig von denen seiner nördlichen Nachbarn. Kein Wunder, dass die Locals gerne von hier aus bei SW zu Downwindern bis nach Scheveningen starten. Auf dem Weg rippen sie auch die Wellen am Zandmotor, die alternativ auch bei N-NO funktionieren. Im Ort selber muss man auf Steinmolen achten, wahrscheinlich fährt deshalb dort kaum jemand.

Ein schöner Spot mitten in der Randstad, einem der größten Ballungsgebiete Europas. Am besten sind West- oder Ostwinde, bei Südwest und Nordwest wird's etwas löchrig. Geparkte werden kann direkt am Wasser und zum Aufriggen gibt's reichlich Grasflächen. Da es sich um einen Baggersee handelt, wird es nach dem Einstieg allerdings relativ schnell tief.
Ein Surfshop mit Windsurfschule befindet sich direkt am Wasser.
Das Zoetermeer mit seinem Grüngürtel ist auch ein schöner Spot zum Cruisen oder Racen mit dem SUP, Boards können vor Ort beim Shop gemietet werden.

Nordwijkerhout liegt nur wenige Kilometer nördlich vom bekannteren Noordwijk aan Zee und die Bedingungen sind daher sehr ähnlich. Zahlreiche Sandbänke erzeugen einen abwechslungsreichen Beachbreak, der bei Sideshore-Winden am meisten Freude macht. Dazu gibt’s kräftige Gezeitenströmungen. Der lange Anmarsch vom Dünenparkplatz sorgt dafür, dass man hier auf dem Wasser meist unter sich bleibt. Aber der Spot ist ein beliebtes Ziel für Downwinder von Noordwijk, nicht zuletzt da der Parkplatz nichts kostet.

Bei östlichen Winden, wenn es an der Nordsee ablandig weht, kann man auf’s Uitgeestermeer, den südlichen Teil des Alkmaardermeers, ausweichen. Den schönen Binnensee muss man sich allerdings mit Wasserskifahrern und Kanuwanderern teilen und am Ufer gibt’s teilweise Bäume. Kiten ist tabu, aber zum Windsurfen ist alles im grünen Bereich.