Australien

Wer bei Australien ausschließlich den unwirtlichen Wüstenkontinent vor Augen hat, wird überrascht sein, denn von der Küstenlinie weist nur etwas mehr als ein Viertel ein Steppen- oder Wüstenklima auf. Grob lassen sich vier Klimatypen unterscheiden: Die Nordküste von der Mündung des Fitzroy im Westen bis zu den Küsten des Barrier-Reefs im Osten ist tropisch. Im Westen herrscht dagegen das dem Klischee entsprechende, sehr sonnige Steppen- oder Wüstenklima. Der gleiche Klimatyp findet sich im Inneren der Großen Australischen Bucht. Der äußerste Süden Australiens- sowie der Südosten weist dagegen feucht-gemäßigtes Klima- mit alternierenden Witterungsbedingungen ähnlich dem Mittelmeerraum auf. An der subtropischen Ostküste wird es anschließend-, je weiter man nach Norden kommt, immer wolken- und regenreicher und dabei zugleich immer wärmer.

Januar

Während des australischen Sommerhalbjahrs (Nov-März) erstreckt sich die äquatoriale Tiefdruckzone des Pazifiks mit einem Ausläufer bis in den Norden des Kontinents hinein, während im Süden der Einfluss des subtropischen Hochdruck-gürtels mit passatischen Luftströmungen aus östlichen Richtungen überwiegt. Ein dritter, ganz wesentlicher Faktor für die Windentwicklung ist die intensive Sonneneinstrahlung im Landesinneren, die zur Bildung riesiger Hitzetiefs über dem Kontinent führt, deren Sog die Basis-Luftströmungen an den Küsten landeinwärts zieht und verstärkt.

Juli

Im Winterhalbjahr (Mai-September) wandert die tropische Tiefdruckzone auf die nördliche Hemisphäre und der suptropische Hochdruckgürtel rückt mit seinem Zentrum bis etwa in die Mitte Australiens nach. An den Südküsten des Landes wechseln sich zu dieser Zeit Hochdruckphasen mit Tiefausläufern aus der ebenfalls nach Norden vorrückenden Westwindzone ab. Tasmanien liegt südlich des 40. Breitengrades in der kalten Jahreszeit vollständig in der Westwinddrift.

Schaut man allein auf die Windstatistiken, zeigt sich lediglich in Westaustralien ein deutliches Plus an Windtagen für die Sommermonate, während die übrigen Regionen auf den ersten Blick eine recht ähnliche Quote im Jahresverlauf zeigen. Unterm- Strich aber bietet das Sommerszenario in allen in diesem- Buch vorgestellten Regionen für Windseeker das insgesamt- attraktivere Paket aus passenden Bedingungen und vor allem besserem Klima.

Perth und entlang der Westküste Westaustraliens (Westküste, WA) wird aus der südöstlichen Grundströmung am Rande stabiler Hochdruck-gebiete über dem Südindischen Ozean im Tagesverlauf eine verlässliche ’Seabreeze’ aus S-SW. Je weiter man nach Norden gelangt, desto stärker ist die Thermik durch die Hitze im Landes-inneren- und desto früher und kräftiger setzt der Wind ein.

Auch Margaret River erfreut sich der Seabreeze, nur dass hier am Südkap auch im Sommerhalbjahr gelegentlich Tiefausläufer und Frontensysteme dazwischen kommen. Die Stunde der Südküste, WA schlägt, wenn die sommerlichen Hochdruckgebiete nach Osten in die Great Australian Bight weiterziehen. Während dann an der Westküste für ein paar Tage der Wind einschläft und die Temperaturen auf über 40°C steigen, addiert sich hier die östliche Grundströmung am Nordrand der Hochs mit der Thermik der Landerwärmung zu einer Seabreeze aus O-SO, bei einem Tief über dem Inland auch schon mal aus SW. Auch hier ist das Wetter nicht ganz so beständig wie im Westen und es ziehen gelegentlich Tiefausläufer mit Regen und westlichen Winden durch.

Vom Prinzip her ähnlich, nur etwas weniger zuverlässig funktioniert die Seabreeze aus südlichen Richtungen in Adelaide östlich der Großen Australischen Bucht sowie im Südosten in Melbourne. Je weiter südlich, desto größer werden dabei die Unterschiede zwischen warmen Luft- und vergleichsweise frischen Wassertemperaturen. Hier macht sich die Nähe zum Antarktischen Zirkumpolarstrom bemerkbar. Von Margaret River bis Adelaide hat das Wasser im Sommer 18-21°C, in Melbourne 16-18°C und in Tasmaniens Nordwesten sogar nur 15-17°C, wo zu dieser Zeit vorherrschend südwestliche Winde legendäre Lefthander befeuern.

Sowohl West- als auch Südküste bekommen ganzjährig massiven Groundswell von den um die Arktis kreisenden Stürmen der Roaring Fourties bzw. Furious Fifties ab. Tasmanien liegt sogar selber in den Brüllenden 40ern. Abgesehen von Perth und Adelaide sind daher alle Regionen hervorragende Wave-Destinations, die selbst im Sommer noch regelmäßig mit 2-4 m Swell aufwarten können, der über Riffen und Sandbänken Weltklassebedingungen erzeugt. Im Winter rollen regelrechte Wasserberge heran, doch nur hartgesottene Big-Wave-Hunter werden den massiven Bedingungen der kalten Monate den Vorzug geben.

Die Ostküste präsentiert sich bei Windstärken und Swellhöhen etwas moderater, auch sinkt die Verlässlichkeit der Seabreeze. In Sydney und an Queenslands Gold Coast & Brisbane kommt sie am Rande von Hochs über der Tasmanischen See vorwiegend aus NO, wird aber immer wieder von Tiefausläufern mit Winden aus S-SO unterbrochen. Ein sommerlicher Leckerbissen sind gelegentliche Zyklone, die sich von Januar bis März über den warmen Gewässern des Pazifiks bilden und von der Korallensee südostwärts ziehen. Sie bringen der Ostküste den besten Swell und, wenn sie den richtigen Kurs einschlagen, auch gelegentlich den passenden Wind dazu - allerdings meist mit starkem Regen. In den Übergangsmonaten und im Winter picken sich die Locals ansonsten die besten Tage raus, wenn Tiefdruckgebiete von Victoria über Sydney die Ostküste hochkommen und vor der Goldcoast auf den Ozean drehen.

Weitenteils trifft man in Australien auf relativ moderate Gezeiten mit Tidenhüben zwischen unter einem und maximal zwei Metern. Nur an der Nordküste des Kontinents sowie in Spencer und Saint Vincent Golf bei Adelaide und in der Bass Straight zwischen Australien und Tasmanien werden größere Gezeiten erreicht. Die meisten Beachbreaks zeigen sich von den Gezeiten relativ unbeeindruckt, an sensiblen Reefbreaks und in Flachwasser-Inlets können dagegen auch kleinere Tiden die Qualität und Fahrbarkeit beeinflussen. Tidenkalender sind in einem Surf- und Wassersport begeisterten Land wie Australien aber an jeder Ecke erhältlich, auch die Wetterseiten des UIextlinkBureau of Meteorology sind hervorragend.

Australien

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