tigerreef

Walvis Bay & Erongo, Namibia

Auszug aus dem KITE AND WINDSURFING GUIDE:

In 4 ½ Autostunden erreicht man von Windhoek aus die Küste. Das aus deutscher Kolonialzeit stammende Swakopmund ist inzwischen eines der wichtigsten touristischen Zentren des Landes. Fachwerkhäuser, Amtsgericht und deutscher Radiosender wirken hier vertraut und befremdlich zugleich. Swakopmund Rivermouth liegt am Südrand des kleinen Ortes. Das vorgelagerte Riff produziert ordentliche Wellen zum Abreiten und Springen, wird allerdings bei Ebbe stellenweise recht flach. Der Südwester kommt sideshore und ziemlich konstant durch, so dass man immer mit genügend Druck unterwegs ist. Auf Höhe des Aquariums geht der Spot in tigerreef über, das ebenfalls bei Flut am besten funktioniert. Bei Niedrigwasser bleibt auch hier nicht viel Platz unter der Finne. Außerdem wird dann der Shorebreak in Richtung Seebrücke immer größer, schon die alten Dampfschiffkapitäne beklagten sich über den Wellengang am Pier. Nördlich von Swakopmund wartet die einsame Skeleton Coast, benannt nach den Überresten zahlloser Wracks und deren Schiffbrüchiger. Bei großem Swell lohnt sich der Trip über die C34 zum 120 km entfernten Cape Cross. An guten Tagen verbinden sich hier drei Pointbreak-Lefts zu der wohl besten Welle Namibias für endlose Turns mit Wind sideoff. Allerdings ist der Spot nichts für zarte Gemüter: er liegt direkt vor einer Kolonie tausender Cape Fur Seals, dementsprechend eng kann es an Land und im Wasser werden. Und je weiter man die Welle abreitet, desto näher kommt man der Fischfabrik am Nordende der Bucht, die noch mehr stinkt als die Robben. Südlich von Swakopmund führt die C14 Richtung Walvisbay, dem einzigen Spot Namibias mit so etwas wie Kite- und Windsurf-Infrastruktur. Auf halber Strecke, direkt vor den Dolphin Park Chalets, bricht in Guns eine saubere Linkswelle über einem flachen Riff, braucht allerdings großen Swell. SW kommt perfekt sideshore, jedoch mit 1-2 Windstärken weniger als in Walvisbay. Dort liegt das Free-Air Center mit Verleih, Schule und Guesthouse direkt an der Walvisbay Lagune. Je weiter man in die kilometerlange Lagune fährt, desto seichter und wärmer wird das Wasser. Statt 14°C im offenen Meer sind hier bis zu 22°C möglich. Man teilt sich die Lagune mit zahllosen Flamingos und ein paar Speed-Junkies, die von hier aus zum WalvisBay Speedstrip aufbrechen. Hinter der riesigen Sandbank warten 2 km spiegelglattes Wasser und unverwirbelter Wind. Jedes Jahr im September/Oktober treffen sich hier die weltbesten Speedpiloten, um mit glühenden Finnen die Schallmauer zu knacken. In der Lagune unbemerkt brechen derweil auf der Westseite der Landzunge schöne Wellen. Die nach Osten abknickende Küste funktioniert wie ein großer Point. Bei großem SW-Swell laufen hier lange Lines in die Donkey Bay. Der Spot ist jedoch nur mit 4x4 zu erreichen und selbst dann sollte man einen Local dabei haben, um sicher durch die Sandverwehungen zu kommen. Paaltjes liegt südlich der Lagune am Ende der Salzfelder und kann auch mit normalem Auto erreicht werden. Am besten ist S (sideshore) und bei Flut gibt’s fetten Shorebreak und starke Strömung. Südlich von Walvisbay zeigt die Namib ihr spektakulärstes Gesicht. Auf 500 km Länge hat der Wind orangerote Sanddünen aufgeworfen, mit bis zu 300 m die höchsten der Welt. Sie mit dem Flugzeug zu überfliegen ist ein erhabener Moment, sie bis nach Lüderitz auf Schotterstraßen mit dem Auto zu durchqueren ein meditatives Erlebnis. Während Walvisbay schon einen ordentlich Anteil Starkwindtage hat, kachelt es im Süden des Landes an ca. 250 Tagen im Jahr mit 30-45 Knoten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Speedfreaks für ihre Rekordjagd auch die Lagune 2 bei Lüderitz ausprobieren würden. Inzwischen wurden hier schon Bestzeiten gefahren. Allerdings gibt es, abgesehen vom 5 km entfernten Ort, keinerlei Infrastruktur. Auch ist die Lagune kleiner als in Walvisbay und für Windsurffinnen sogar zuweilen zu flach. Lüderitz lebt vom Diamantenabbau und nur wenige Kilometer um den Ort herum darf man sich frei bewegen. Wird man im Sperrgebiet ohne Bewilligung erwischt, drohen Geld- oder Gefängnisstrafen. Die Anfahrt zum Diaz Point an der Landspitze ist jedoch frei und damit auch der Zugang zur Guano Bay vor Halifax Island. Die Insel wurde früher zum Düngerabbau genutzt. Heute sind die Häuser verwaist, geblieben sind nur die Pinguine. Ebenfalls frei ist die Anfahrt zur Grosse Bucht. Die beste Wind-/Wellen-Kombination hat das Riff vor dem Ostteil der Bucht. Weiter südlich werden die Wellen weiterhin ungesurft brechen, denn hier beginnt wieder das Diamanten-Sperrgebiet.
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Kite and Windsurfing Guide
Auf Höhe des Aquariums geht der Spot in tigerreef über, das ebenfalls bei Flut am besten funktioniert.
Near the aquarium, the reef becomes tigerreef, which also works best towards high tide.
Spot